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Stadtgespräch mit dem Kontaktbeamten Rainer Döring

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Videos: Felix Peschke, Filmproduktionsgesellschaft Filmklar, Hannover

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Es ist ein wechselhafter Wintertag. Der Wind ist kalt, es ist ungemütlich. Wir verlassen die Polizeistation im Tempelhofweg. Rainer Döring (53) wird uns sein Revier zeigen, das er täglich durchstreift: den Sahlkamp. Ein Problemviertel.

Als Kontaktbeamter geht der Oberkommissar aber eher selten bis gar nicht auf Verbrecherjagd. Sein Job ist es, Ansprechpartner für die Bürger zu sein. Er ist Vermittler zwischen den Sahlkämpern und der Polizei. Für die Großen. Und für die Kleinen. Unser Weg führt uns vorbei an der Kita Wittenberger Straße.

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„Hallo, Herr Döring“, rufen ihm drei winkende Kinder zu. Am „Stadtteilbauernhof“ legen wir einen Stopp ein. Der 53-Jährige stellt uns Mini-Schwein „Nelly“ vor, für das er Pate ist.


Er krault der süßen Sau den Bauch, dann steuern wir unser erstes Ziel an: die Elmstraße 17. Das höchste Haus im Viertel. Aus dem 17. Stock will uns Döring den Sahlkamp erklären. So, wie er ihn sieht.

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Immer für die Bürger ansprechbar: Rainer Döring unterhält sich mit den Anwohnern Paul Vogt (90) und Gertrud Wohlt (80).
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Herr Döring, in den vergangenen Monaten haben wir von zahlreichen Straftaten hier gehört: von einer Schießerei im Steigerwaldweg, von einer Messerstecherei in der Schwarzwaldstraße, von einem Überfall auf einen Pizzaboten in der Straße Hägewiesen. Wie problematisch ist das Viertel?


Der Sahlkamp ist ein ganz normaler Stadtteil, der insgesamt gesehen nicht problematischer ist als andere.


Aber der Sahlkamp gilt als Brennpunkt…


 ...der Brennpunkt umfasst nur einen bestimmten Bereich...


Döring lenkt unseren Blick auf die Gegend um die General-Wever-Straße, Schwarzwaldstraße, den Spessartweg, Rhönweg, Steigerwaldweg. Auch bei wechselhaftem Winterwetter lässt sich gut erkennen, welches begrenzte Quartier er meint. Dort wohnen überdurchschnittlich viele Hartz-IV-Empfänger. Es gibt auch einiges an Arbeit für die Polizei.


...aber grundsätzlich zu sagen, der ganze Sahlkamp ist ein Brennpunkt, ist aus meiner Sicht falsch. Hier wohnen überwiegend Menschen, die überhaupt nicht kriminell sind.


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Immer für die Bürger ansprechbar: Rainer Döring unterhält sich mit den Anwohnern Paul Vogt (90) und Gertrud Wohlt (80).
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Döring deutet auf zwei Gegenden, wo von oben die Spitzendächer vieler Einfamilienhäuser zu sehen sind – das Märchen-Quartier und das Berliner Quartier. Straße und Wege sind dort nach Fabelwesen und Geschichten beziehungsweise nach Bezirken der Hauptstadt benannt.

Hier sind Probleme, mit denen sich die Polizei normalerweise beschäftigen muss, die Ausnahme.

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Was läuft hier schief – im Brennpunkt?


Die Frage kann ich nicht beantworten. Aber vielleicht müssen hier zu viele Menschen aus zu vielen Nationen, mit Migrationshintergrund und Hartz-IV-Empfänger auf zu engem Raum zusammenleben.


Als Kontaktbeamter kennen Sie natürlich die Pappenheimer gut. Wie gehen Sie mit den Personen um, die der Polizei Probleme machen?


 Ich behandele sie wie alle anderen auch. Und das wissen sie zu schätzen. Viele kennen mich noch aus ihrer Zeit in der Grundschule Hägewiesen. Dort bin ich, um in den ersten beiden Klassen Verkehrserziehung in Theorie und Praxis zu machen. In Klasse drei und vier geht es um Kriminalprävention, Straftaten und die Folgen. Wenn dann später etwas vorgefallen ist und ein Jugendlicher mit seinen Eltern zur Vernehmung in unserer Dienststelle erscheint, frage ich manchmal: Na, hast du nicht aufgepasst, was Herr Döring damals in der Klasse erzählt hat?“

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Gibt es Probleme im Stadtteil, wird reflexartig nach mehr Polizei gerufen. Ende 2017 gab es die Forderung, dass die Polizeistation Sahlkamp rund um die Uhr - und nicht nur bis 18 Uhr – besetzt sein soll. Ist das sinnvoll?


Nein. Wenn die Dienststelle hier bis 18 Uhr besetzt ist, heißt das doch nicht, dass danach die Polizei im Sahlkamp nicht mehr präsent ist. Die Zeit zwischen 18 und 6 Uhr wird von den Kollegen des Polizeikommissariats Lahe abgedeckt. Wenn sie gerufen werden, sind sie da. Den Bürgern zu vermitteln, dass sich für sie nichts ändert, wenn die Kollegen des Polizeikommissariats Lahe den Dienst übernehmen, ist sehr schwierig.


Wir verlassen das höchste Dach im Sahlkamp, machen uns auf dem Weg nach unten.

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"Guter Mann": Hüsnü Özken freut sich, wenn er Rainer Döring trifft.
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Warum sind Sie eigentlich Kontaktbeamter geworden, Herr Döring?

Damals ist eine Stelle in der Dienststelle in Vahrenheide frei geworden und ich habe mich einfach beworben. Wenn es mir nicht gefallen hätte, wäre ich zurück in den Schichtdienst gegangen. Mir gefällt es aber auch fast 15 Jahren noch, Kontaktbeamter im Sahlkamp zu sein.


Welche Voraussetzungen muss ein Kontaktbeamter mitbringen?

Man braucht einen gesunden Menschenverstand, ein gutes Bauchgefühl, man muss immer offen sein für etwas Neues. Und im Laufe der Jahre wächst man auch in die Aufgabe hinein.


Was zeichnet einen guten Kontaktbeamten aus?


Ein guter Kontaktbeamter setzt sich für den Bürger ein. Er ist das Bindeglied zwischen den Menschen und der Polizei.

Auf dem Weg zu unserem nächsten Stopp gehen wir vorbei an den Häuserblöcken zwischen Schwarzwaldstraße und Spessartweg. Wir treffen Hüsnü Özken. Der 56-Jährige freut sich, Döring zu sehen und sagt über den 53-Jährigen: „Guter Mann, er ist wie mein Bruder!“ Die beiden kennen sich lange und schätzen einander. Sie plaudern ein bisschen, dann verabschieden wir uns und steuern das NaDu Kinderhaus an. Es ist im Sahlkamp eine wichtige Anlaufstelle, wo Kinder und Jugendliche pädagogisch betreut werden, wo sie für einen Euro ein warmes Mittagessen und Hilfe bei den Hausaufgaben bekommen.



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"Guter Mann": Hüsnü Özken freut sich, wenn er Rainer Döring trifft.
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Warum kommen Sie als Kontaktbeamter hierher, Herr Döring?


Mir geht es um das Vertrauen der Kinder. Die meisten kennen mich schon aus der Kita und aus der Grundschule. Das Vertrauen, das sie dort zu mir aufgebaut haben, möchte ich behalten.


Wie oft sind Sie im NaDu?

Ich versuche, es einmal in der Woche zu schaffen. Das klappt aber leider nur bedingt, weil häufig andere dienstliche Belange dazwischen kommen. Hier gibt es viele Kinder mit Migrationshintergrund. Oft kommen sie aus Ländern, in denen die Polizei keinen guten Ruf hat.


Wie treten sie diesen Kinder als Kontaktbeamter entgegen?

Ich sage ihnen, dass die Polizei in Deutschland ihr Freund und Helfer ist und es hier nicht heißt: „Mein Freund, ich helf‘ dir!“ Das Vertrauen ist wichtig, weil die Kinder der Polizei dann später als Zeugen mal bei der Aufklärung von Straftaten helfen könnten.


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Sie haben ihre Dienstwaffe dabei, wenn Sie ins NaDu gehen. Was sagen Sie den Kindern, die sich für Ihre Waffe interessieren?


Vorweg: Ich muss die Dienstwaffe immer dabei haben, weil ich auf dem Weg zum NaDu auf Streife bin. Den Kindern bringe ich als erstes bei, dass Waffen doof und gefährlich sind und dass Polizisten sie haben müssen, um sich selbst zu verteidigen oder andere Menschen zu beschützen. Ich sage ihnen auch, dass jeder Polizist froh ist, wenn er seine Waffe nicht benutzen muss.


Im NaDu werden sie von den Kindern gefeiert wie ein Popstar. Ist es manchmal auch anstrengend, wenn man nonstop gefragt ist?

Ja, das ist es auf der einen Seite. Auf der anderen Seite ist es aber schön zu sehen, wenn man bei den Kindern und den Mitarbeitern so willkommen ist.

Wenn Sie drei Wünsche frei hätten, was würden Sie sich für den Sahlkamp und seinen Bewohnern wünschen?


Ich wünsche mir, dass alle Menschen hier ihre Konflikte gewaltfrei lösen, freundlich und respektvoll miteinander umgehen. Ich wünsche mir Frieden für den Stadtteil und Frieden für die Welt.


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