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Was ist der Zauber der Weihnacht, Herr Bohnecke?

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Videos: Felix Peschke, Medienproduktion Filmklar, Hannover

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Käme der Grinch nach Hannover, dieses grüne, miesepetrige Monster, das in Dr. Seuss’ Kinderbuch Weihnachten stiehlt, dann dürfte der Grinch auf keinen Fall auf Dennis Bohnecke treffen. Der Direktor des GOP-Varietés im Georgspalast ist so etwas wie der Anti-Grinch, der 39-Jährige sprüht vor Vorfreude aufs Fest: Falls man den Zauber der Weihnacht verinnerlichen kann, dann hat er das. „Soll ich mal kurz zeigen, wo der Zauber der Weihnacht wirklich greifbar wird?“, fragt er zur Begrüßung im Theater an der Georgstraße, strahlt, dass die weißen Zähne blitzen und sich die Lachfältchen um die blauen Augen kringeln, wartet eine Antwort gar nicht erst ab, sondern weist den Weg gleich in den Theatersaal. „Cinderella“ läuft dort, das Kinderweihnachtsmusical. Und die fast 300 Mädchen und Jungen kreischen und lachen, klatschen und singen mit beim Stück mit den flotten Kinderliedern von Volker Rosin.


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Sie hören ja gar nicht auf zu strahlen.

Weil ich das so toll finde! Zum einen, weil dieses Kinderweihnachtsmusical etwas ist, das es nur in Hannover gibt. Das haben sich Regisseur Christian Berg und ich vor fünf Jahren ausgedacht. Und dann bringen die Kinder immer so viel Freude mit. Die lieben ja Winter und Weihnachten, die strahlen schon, wenn sie hier hereinkommen. Und dann dekorieren wir das GOP auch immer pünktlich zum Kindermusical weihnachtlich. Ich liebe das.



Die beiden Bäume vorm Eingang sind mit Lichterketten geschmückt, eine Weihnachtsgirlande umrahmt das Vordach, im Foyer steht eine Tanne.


Also beginnt das Weihnachtsgefühl mit dem Musical?

Das beginnt für mich sogar schon früher: Dieses Jahr am 26. Oktober, an meinem Geburtstag. Da hatten wir die Pressekonferenz für das Wintervarieté in der Orangerie in Herrenhausen. Und wenn ich da sitze, dann hat die Orangerie diesen einmaligen Duft. Das ist für mich der Beginn der Weihnachtszeit. Wonach riecht es denn da? Hm, das ist schwer zu beschreiben. Ich weiß nicht, ich nehme an, das ist der Sandsteinboden, der ausdünstet? Keine Ahnung. Es ist, und das klingt jetzt wahnsinnig kitschig, aber für mich ist es so, als nehme man dort noch den Geruch der Zitruspflanzen wahr, die dort vor so vielen Jahren über Winter eingelagert waren.



Und wenn Sie dann also in Weihnachtsstimmung sind, was gehört dann noch dazu?

Ganz viel, ich bin ein absoluter Weihnachtsfan! Meine Frau und ich laden uns im Advent zum Beispiel einmal Freunde und Familie ein. Früher zum Brunch, dafür haben wir die Nacht durchgekocht, meine Frau ist da sehr perfektionistisch.


Muss sie als Chefin vom Teestübchen wohl auch.

Berufskrankheit (lacht). Na ja, und seit unsere Tochter Lotta auf der Welt ist, sie ist jetzt 22 Monate alt, haben wir vom Brunch auf einen Adventskaffee reduziert. Dann freuen wir uns gemeinsam auf Weihnachten. Wir haben auch schon unseren Herrnhuter Stern an die Haustür gehängt.



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Angeblich das Original unter den Weihnachtssternen, entstanden vor mehr als 160 Jahren im Schloss der Herrnhuter Brüdergemeinde.

Und der muss sein, in weiß, ganz klassisch. Überhaupt mag ich die klassischen Farben am liebsten, außer am Weihnachtsbaum, der ist geschmückt mit bunten Glasfiguren. Der hat bei unserem jüngsten Adventskaffee übrigens für Enttäuschung gesorgt.


Warum das denn?

Den hatten wir zu diesem Treffen immer schon fertig geschmückt. Dieses Jahr haben wir das zum ersten Mal nicht, wegen Lotta. Wir haben uns überlegt: Wie war das bei uns damals mit dem Weihnachtsbaum? Wie soll Lotta das erleben? Und ich weiß noch ganz genau, dass bei uns zu Hause immer die Engel den Baum geschmückt haben. Wenn meine Eltern das Glöckchen geläutet haben, und ich ins Wohnzimmer durfte, dann war der Weihnachtsmann schon da gewesen, die Geschenke lagen unterm Baum, und den hatten die Engel geschmückt. Das war magisch.



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Der Zauber der Weihnacht?

Auf jeden Fall ein Teil davon. Und den möchten wir Lotta auch erleben lassen, darum werden meine Frau und ich den Baum in der Nacht zu Heiligabend schmücken, für Lotta wird es aussehen, als hätten das die Engel für uns gemacht. Und beim Schmücken wird der Film „Schöne Bescherung“ laufen mit Chevy Chase. Das habe ich früher immer mit meinem Vater geschaut. Das gehört unbedingt auch dazu. Wobei mir einfällt (er lacht), das ist aber eigentlich zu peinlich, um es zu erzählen.


Ach was.

Neulich beim Einkaufen habe ich extra eine Fernsehzeitung gekauft, das passiert nur einmal im Jahr, immer zu Weihnachten. Weil ich unbedingt „Der kleine Lord“ anschauen möchte und meine Frau „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“. Das sind die Weihnachtsfilme unserer Kindheit, die gehören immer zum Fest. Und zwar nicht aufgezeichnet, sondern quasi live im Fernsehen. Man kann schon sagen: Wir zelebrieren Weihnachten.



Klingt so.

Das ist für uns aber auch etwas ganz Besonderes. Wir haben beide sehr stressige Berufe, und der Zauber der Weihnacht soll nicht einfach an uns vorbeirasen. Wir nehmen uns sehr bewusst die Zeit, das auszuleben und genießen das sehr.



Ein bitte was?

Ein Lucia-Frühstück. Wir lieben Schweden, und am Namenstag der heiligen Lucia feiern die Schweden immer das Lucia-Fest, ein Lichterfest, mit dem sie die dunkle Jahreszeit erhellen. Dazu gehören auch Lussekatter, ein Gebäck mit Safran, das meine Frau gebacken hat, sie ist eine grandiose Bäckerin. Und als wir das gegessen haben, haben wir das Lucia-Konzert live aus Stockholm im Fernsehen angeschaut. Licht ist auch so etwas, das zum Zauber der Weihnacht gehört. Wollen wir zur Pyramide am Kröpcke gehen? Da hängt das Lieblingslicht meiner Kindheit.


Gern.


An der Pyramide klappern die Glühweintassen, es duftet nach Zimt und Most, „Santa Clause Is Coming To Town“ läuft über die Lautsprecher. Dennis Bohnecke begrüßt Chefin Lisa Aulich, am gleichen Abend werden sie sich wiedersehen. Dann trifft sich die City-Gemeinschaft zum Umtrunk an der Pyramide. Bohnecke ist seit drei Jahren Vorstandsvorsitzender der Händler-Interessengemeinschaft. Er läuft in den ersten Stock der Pyramide, dreht sich zur Buchhandlung Hugendubel und deutet auf den Magis-Stern an der Fassade mit dessen mehr als 700 Glühlampen und dem meterlangen Schweif.

Ist der nicht großartig? Da habe ich als Kind schon vorgestanden und ihn bewundert. Er ist ja so schon groß, aber damals kam er mir noch größer vor.









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Bohnecke ist aufgewachsen im Zoo-Viertel. Nach der Schule wollte er eigentlich Jura studieren, interessierte sich dann aber für den neuen Beruf des Veranstaltungskaufmanns. Er ließ sich bei der Industrie- und Handelskammer beraten und bewarb sich daraufhin beim GOP für eine Ausbildung.


Ich werde nie den Tag vergessen, als ich zum Vorstellungsgespräch gegangen bin. Mit meiner Großmutter hatte ich vorher überlegt: „Was ziehe ich da am besten an?“ Wir haben uns für einen braunen Cord-Anzug entschieden mit braunen Schuhen, Hemd und Krawatte. Dann bin ich hin, wurde ins Büro gebracht – und der erste, der dort saß, hatte eine schwarze, enge Lederhose an. Der zweite war verschwitzt und kam in einer Radlerhose. Ich dachte: „Na, das ist ja ein lustiges Völkchen hier.“ Der Herr in der Radlerhose war Werner Buss, der damalige Direktor und heutige künstlerische Leiter der GOP Entertaintment Group. Er kam zu mir, ich sollte aufstehen, uns gegenüber war ein Ballett-Spiegel. Er hakte sich bei mir unter, zeigte auf den Spiegel und sagte: „Na, wer von uns beiden sieht hier aus wie der Direktor?“ Die Geschichte ist heute Legende.

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Auf dem Weg bleibt er am Mäntelhaus Kaiser stehen, ein Sankt Petersburger Bläserquintett spielt davor ein Weihnachtsliedermedley. Bohnecke deutet auf die Weihnachtsdekoration mit den vielen Tannen und den goldenen Hirschen, auch da habe er als Kind schon vorgestanden. Er läuft weiter zum Karussell an der Marktkirche, dreht ein paar Runden am Feuerwehrauto. Es duftet nach gebrannten Mandeln, am Süßigkeitenstand platzt der Mais in der Popcorn-Maschine auf, in der Weihnachtsbäckerei stechen Kinder Plätzchen aus. Vom Karussell schallt „Kling Glöckchen“ herüber. Bohnecke steigt ab und strahlt.


So, jetzt wird’s ernst.

Oha.


Wenn jemand Weihnachten so sehr liebt, dann weiß er doch bestimmt Antworten auch auf die schwierigen Fragen.

Nämlich?





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Wenn der Weihnachtsmann durch fünf Schornsteine durch ist, duscht er dann mal?

Das braucht er nicht. Der Weihnachtsmann zaubert sich die Schornsteine breiter, sonst würde er gar nicht reinpassen mit dem dicken Mantel, den Stiefeln und den vielen Geschenken. Dadurch kommt erst gar kein Ruß an ihn dran.



Und wie landet er seinen Schlitten, wenn gar kein Schnee liegt?

Wir wissen ja nie, wann genau der Weihnachtsmann kommt. Es kann doch sein, dass genau in dem Moment, in dem er ihn braucht, Schnee liegt, oder?



Denkbar. Und wer beschenkt den Weihnachtsmann?

Die Engel und Elfen in seiner großen Werkstatt am Nordpol. Und seine Frau natürlich.



Ist die Werkstatt des Weihnachtsmanns der Grund, dass Sie Schweden so lieben?

Ein bisschen vielleicht. Vor allem mag ich die herzlichen Menschen. Die sind immer gut gelaunt. Schon, wenn sie einen mit „hej, hej“ begrüßen, lächeln sie, weil bei dem Gruß die Mundwinkel automatisch nach oben gehen. Das ist der Zauber der Schweden.










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